Orchester als Modell (Metapher)

März 2022

Wie ist es, spielst Du lieber allein oder lieber in einem Orchester, oder vielleicht beides?
In früheren Blogs habe ich das Thema „Anteile“ angesprochen. Dass wir nicht nur ein ICH sind, sondern ein sehr komplexes Wesen mit ganz ganz vielen Facetten.

Die letzten Monate gärt die Frage in mir: Wer ist dann am Steuer meines ganzen Systems?
Ich spüre immer mehr, dass es sich ab und zu fremdgesteuert oder nicht passend anfühlt.
„Musste es sein?“, welcher Anteil ist meine Steuerfrau? Wer hat einen größeren Blick über das große Ganze? Es fühlt sich schon lange nicht mehr stimmig an, dass die Initiatorin auch die Umsetzerin ist. In unserer Demokratie (egal was wir darüber denken) werden die Aufgaben geteilt, dass es dann auch eine gewisse Ordnung hat.
Mit einer Wegbegleiterin, einer Soul-Sister, wie wir uns bezeichnen, habe ich während eines wahrhaftigen und magic Gesprächs das Bild des Orchesters vertieft und verfeinert. Am Ende sagte sie mir: „Dieses Bild muss in Deinen Blog!“. Deswegen schreibe ich gerade diesen Beitrag am 21. August 2021, für dich, Leserin und für dich Soulsister. ❤️

Jahre lang habe ich Solo gespielt, eine Minute war es eine Trompete, die nächste Minute eine Geige, dann ein Chello, ab und zu war es eine Klarinette und so weiter. Jedes Instrument wäre hier mit einem jeweiligen Anteil in mir zu vergleichen. Ich war wütend und habe es voll und ganz gelebt, da war keine Harfe sondern Posaunen am Werk. Das betrachte ich als Solo spielen und nicht in einem Orchester. Die Stimme, die in mir laut war, hat sich voll ausgelebt (sie könnte auch nach Innen gerichtet gewesen sein).
Viele viele Jahre hat sich das sehr authentisch und wahrhaftig angefühlt. Nach dem Moto: ich bin im Recht, so zu sein wie ich bin.

Heute, und das war ein Prozess, welcher sich Schicht für Sicht entfaltet hat, fühlt sich das nicht mehr frisch, nicht mehr authentisch an. Braucht jeder zu wissen, wie die Musik in mir ist? Ist ein Anteil, der gerade laut ist, trotzdem der wichtigste? Unterdrücke ich einen anderen Anteil nur, weil er lauter ist? Welcher Anteil sollte sich jetzt zeigen, der laute oder der leise? Missbrauche ich eine Stimme, einen Klang nur, weil es sich geil anfühlt? Ist es ein Stimulanz, der mich nachhaltig in unserer Welt weiterbringt?
Das heisst für mich, Solo-Spielen macht nicht dauerhaft Sinn. Ich brauche das Solo spielen, um meine Fähigkeit zu verbessern. Also diese Anteile genauer kennenzulernen und wissen, wie sie ticken, wie sie handzuhaben sind. Nur dauerhaft Solo erfüllt mich nicht mehr.
Aber was nun? Wie kann es dann gehen?
In einem früheren Beitrag hatte ich die folgende Übung angesprochen:
„Wenn ich mich vor einem Meeting innerlich ausrichte, innerlich prüfe, was los ist, wenn ich wirklich alles auf den Tisch lege, dann bin ich aufgeräumter, offener, bewusster, zielgerichteter, dienlicher für das Meeting. Es macht einen unglaublichen Unterschied.
Diese Übung passt auch sehr gut zu dem Orchester-Bild.
Ich hoffe, dass Du mir noch folgen kannst.
Ich mache jetzt eine vereinfachte Analogie zwischen Orchester und eigenem Wesen:
• Die Dirigentin ist das Höhere Selbst, die Seele, Agape.
• Die Instrumente sind die jeweiligen Anteile (kleines Kind, Kriegerin, Liebende, Löwin, Königin, Analystin, Glaubensatz xy, die innere Mutter, die innere Frau, der innere Mann, Überzeugungen, Verletzungen usw…)
• Die Note sind die gemeinsam entschiedenen Werte/Bedürfnisse/Ziele und Visionen aus der eigene Bestimmung.
• Jedes Instrument hat seine eigene Partitur, aber nicht das große Ganze
• Die Dirigentin sieht das große Ganze dauerhaft
Damit das Orchester funktionieren kann, muss jedes Instrument sich bewusst entscheiden, in jedem Moment nicht Solo zu spielen sondern die ausgewählte Note gemeinsam zu spielen.
Das Vertrauen in die Dirigentin ist notwenig. Jedes Instrument weiss, dass die Dirigentin jedes Instrument mit seiner Individualität und Einzigartigkeit im perfekten Moment für den gesamten Klang bekommt. Kein Instrument ist besser als ein anderes, jedes Instrument hat seine Ordnung und seine Zeit. Alle sind notwendig, um ein großartiges Stück, die einzigartige Bestimmung jedes Wesens zu spielen.

Orchester

Um die Noten passend und fließend zu spielen, soll sich jedes Instrument mit den Noten vertraut machen. Die Noten hoch und runter Solo spielen, viele Fehler dabei machen, und üben weiter üben  um sich die Noten zu eigen machen.
Ohne die Note erfahre ich das Instrument selbst. Mit den Noten erfahre ich das Instrument in Bezug auf mein/e Ziel/Vision/Werte/Bestimmung. Wenn ich zum Beispiel die Note „liebevoll im Gespräch mit meinem Mann sein“ nehme (ob es als Werte oder Vision oder Ziel zu sehen ist, ist gerade nicht wichtig), dann wäre es nicht ganz passend, wenn mein Horn dauerhaft bläst. Da ist vielleicht eine Harfe oder eine Geige passender.

Nichtsdestotrotz kann das Horn eine Rolle spielen als liebevolle Erinnerung, präsent im Hier und Jetzt zu sein. Mein Horn ist ständig im Orchester präsent, es sitzt da und wird auch nicht immer wahrgenommen, auch wenn die Noten ihm vielleicht ein oder zwei Takte im ganzen Stück geben. Da ist es wichtig, dass ich das Horn genau kenne, um an der passenden Stelle, wo die Dirigentin das Zeichen gibt, einzusetzen und mein Horn dann genau sieht, welche Noten dran sind und diese im Fluss und abgestimmt zu spielen.

Das Orchester braucht auch Zeit bis alle Instrumente sich einstimmen und dann viel Übung, bis der Klang, eine Melodie harmonisch ist. Es wird nicht dauerhaft die gleiche Note gespielt, wir haben in uns eine Vielfalt an Zielen, Visionen, wichtigen Erlebnissen usw…
Diese werden mal im Solo und mal im Orchester gespielt.
Allein Spielen als Solo ist cool, hat seinen Charme und ist notwendig. Die Symphonie bekommt dafür einen unfassbaren Flow und Klang, wenn es im Orchester gespielt wird.

Durch dieses Bild wird mir bewusst, dass meine Seele alle meine Anteile braucht, um sich zu erfahren. Jeder Anteil ist wichtig und jeder wird gebraucht.
Um das größte Potential aus meinem Wesen auf dieser Erde in dieser Inkarnation zu leben, ist es sicher hilfreich, die Steuerung meiner Dirigentin zu geben.
Wie ist es für dich? Ist dieses Bild für dich hilfreich?
Ich wünsche dir weiterhin viel Freude dabei, deine Einzigartigkeit zu entdecken und erfahren.

 

Vom Überleben als Sandkorn im Getriebe zum strahlenden Diamanten. Du bist einzigartig.
Danke, dass Du diesen Beitrag gelesen hast. Danke für dein da-sein.

In Liebe,
Deine Adi-Magalie